China-Geigerzähler FS2011.

Begonnen von NoLi, 07. Mai 2021, 19:59

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Gissio

Hallo,

ich habe soeben Rad Pro 1.2.2 veröffentlicht, das auch mit GD32 Mikroprozessoren funktioniert:

https://github.com/Gissio/radpro


Gruss,

Gissio.-

danielhahn76

Hallo zusammen,

so, jetzt möchte ich hier auch mal etwas beitragen. Erstmal bin ich Neuling im Bereich der Geigerzähler.
Ich habe ebenfalls den FS2011 (gekauft März 2022), welcher das kleine Zählrohr HH614 senkrecht verbaut hatte.

In die originale chinesische Firmware habe ich jedes Vertrauen verloren, spätestens seitdem ich als meine erste Quelle auf einem Flohmarkt eine Pfeffer- und Salz- Menage aus Uranglas erstanden hatte, und der FS 2011 sprang reproduzierbar bei Werten größer als ca. 1 µSv/h direkt auf über 2 µSv/h. Gleicher Sprung auch von 2 auf 1 µSv/h. Also keine Werte zwischen 1 und 2 µSv/h  :-\   Offensichtlich beim Zählen "verrechnet". Sowas muss doch ein Software-Problem sein.

Dank der Firmware "Rad Pro" von Gissio

https://github.com/Gissio/radpro

gab es solche Sprünge erstmal nicht mehr und die Werte an der Uranglas-Menage lagen reproduzierbar bei ca. 0.5 µSv/h.
Für mich war damit die Original-Firmware völlig disqualifiziert.

Und da die Rad Pro Firmware auch andere Zählrohre unterstützt, habe ich mir direkt in China das deutlich größere M4011 Rohr für 20 € bestellt, welches ja auch in höherpreisigen Geräten wie dem GQ GMC-500+ verbaut ist.
(Vorab: die beschriebene Lichtabhängigkeit kann ich bei meinem M4011 Rohr auch im direkten Sonnenlicht nicht feststellen.)

Auf der Platine vom FS2011 Geigerzähler sind zum Glück die größeren Zählrohre offensichtlich bereits vorgesehen.
An passender Stelle kann man Standard-5mm-Sicherungshalter-Clips auflöten und das neue Zählrohr sauber kontaktieren. Dieses liegt nun auch passend zu den Öffnungen in der Gehäuserückwand.

Und siehe da - der Zähler klickt sogleich viel häufiger.
Nach Umstellung des Konversionsfaktors in der Firmware auf M4011 ergeben sich auch neue Dosisleistungen:   An der Uranglas-Menage sind es nun ca. 3 µSv/h.

Man könnte also vermuten, dass die von Norbert ermittelten, zu geringen Messwerte des FS2011 aus einer vergurkten Original-Firmware und womöglich einem schlechten Zählrohr HH614 resultieren.
Damit muss man aber schlussfolgern, dass der FS2011 im Auslieferzustand (zumindest mit der Firmware von März 2022 und dem HH614 Rohr) nicht brauchbar ist.

Noch besser würde ich mich fühlen, wenn ich mal eine bekannte Strahlungsquelle messen könnte. Seit der Firmware Version Rad Pro 1.3.0 lässt sich auch der Konversionsfaktor einstellen, womit man bei bekannter Dosisleistung sowas wie eine Kalibrierung machen könnte.

Einen richtigen Test-Strahler habe ich nicht. Es gibt doch in verschiedenen Städten leicht strahlende Pflastersteine oder Granit, z.B. in Stuttgart, die schon professionell gemessen wurden. Gibt es sowas auch in der Gegend in Thüringen (evtl. Hotspots um Ronneburg ?), wo man als Privatmensch dran könnte ?

Vielen Dank und viele Grüße
Daniel

DG0MG

Einfach mal im Thüringen-Board suchen :) Die Wiese bei Gauern (der südliche Teil) sollte für ein erstes Messgefühl ausreichen.

Du solltest aber im Kopf behalten, dass der Konversionsfaktor nur für Cs-137 oder gar für Co-60 stimmt, wir haben es hier in der Gegend mit Radium+Co zu tun, das resultiert dann in einer höheren Anzeige. Biegt man die so hin, dass es für Uran/Radium stimmt, dann ist die Anzeige bei Cs-137 zu gering.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

danielhahn76

Alles klar, danke für den Tipp. Die Wiese zwischen Gauern und Wolfersdorf sieht sehr vielversprechend aus. Ansonsten scheinen auch die zwei kleineren Hotspots südlich von dem Solarfeld bei Reust ("Schlauch aus dem Baum" und Birkenwäldchen) recht prägnant zu sein. Für diese "Hot"-Spots ist es mir heute aber bissel heiß draussen :sun_bespectacled: , deshalb gibt es "Jugend forscht" im kühlen Keller:

Mit meiner Uranglas-Menage erreiche ich knapp 3µSv/h, wenn ich sie bei geöffnetem Gehäuse direkt über das M4011-Rohr halte. Mit 1 cm Abstand sind es noch 1.5 µSv/h. Wenn ich dann eine 1mm dicke Aluminiumplatte zwischen Uranglas und Rohr schiebe, ist quasi nur noch Hintergrund zu messen (0.13 µSv/h).
Das heißt, es geht nichts von der "Uranglas-Strahlung" durch die Alu-Platte durch.
Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es eine solche Abschirmwirkung nur bei Beta-Strahlung, nicht bei Gamma-Strahlung und Alpha ist mit dem M4011 sowieso nicht messbar.
Man kann also schlussfolgern, dass das M4011-Rohr Beta-Strahlung messen kann und dass mein Uranglas hauptsächlich Beta-Strahlung aussendet, evtl. Alpha, was ich nicht messen kann, aber keine Gamma-Strahlung. Soweit richtig ?

Wenn ich mir nun die Uran-Radium Reihe anschaue https://de.wikipedia.org/wiki/Uran-Radium-Reihe
sieht das so aus, als ob Uran selber gar keinen nennenswerten Beta-Zerfall macht. Ich messe also gar keinen Uran-Zerfall, sondern Thorium -> Actinium -> Radium Zerfall ??

Ich hoffe, die Schlussfolgerungen sind richtig. Sehr spannend.

Gruß
Daniel


NoLi

Zitat von: danielhahn76 am 15. Juli 2023, 15:26...
Man kann also schlussfolgern, dass das M4011-Rohr Beta-Strahlung messen kann und dass mein Uranglas hauptsächlich Beta-Strahlung aussendet, evtl. Alpha, was ich nicht messen kann, aber keine Gamma-Strahlung. Soweit richtig ?
...
Richtig, aber so gut wie keine Gamma-Strahlung (siehe weiter unten).

Zitat von: danielhahn76 am 15. Juli 2023, 15:26...
Wenn ich mir nun die Uran-Radium Reihe anschaue https://de.wikipedia.org/wiki/Uran-Radium-Reihe
sieht das so aus, als ob Uran selber gar keinen nennenswerten Beta-Zerfall macht. Ich messe also gar keinen Uran-Zerfall, sondern Thorium -> Actinium -> Radium Zerfall ??
...
Letzteres nein.
Uran-238 (darum handelt es sich mengen- und aktivitätsmäßig bei Uranglas) ist ein reiner Alpha-Strahler, zerfällt aber zu Thorium-234 (Beta-Strahler), dieses zu Protaktinium-234 (Beta-Strahler) und dieses weiter zu Uran-234 (Alpha-Strahler).

Uran-238 (Halbwertszeit 4,5 Milliarden Jahre) stellt die größte Hauptmasse dar und damit die Hauptaktivität. Weil Th-234 und Pm-234 recht kurze Halbwertszeiten (24,1 Tage  /  4,69 Stunden) besitzen, stellt sich nach der chemischen Abtrennung des Urans recht schnell wieder ein radioaktives Gleichgewicht der drei Radionuklide ein, d.h. ein Uranzerfall erzeugt einen Alphazerfall zu Thorium, dieses einen Betazerfall zu Protaktinium und dieses einen weitere Betazerfall zu Uran. Du hast also die beide Betazerfälle (vom Th + Pm) gemessen. Hier "stoppt" quasi die Zerfallsreihe vorerst, weil Uran-234 eine sehr lange Halbwertszeit von 245.500 Jahre hat und sich erst sehr sehr langsam aufbaut (nach rund 750.000 Jahren wären rund 90 % der mögliche Aktivität erreicht).

Protaktinium-234m (metastabil, Gamma-Strahler) entsteht zwar auch, aber nur in ca. 0,5 % der Pm-234 Zerfälle; die hier im Uranglas erzeugten wenigen Gammas werden durch den allgemeinen natürlichen Gammastrahlungsuntergrund überdeckt und kaschiert. Ebenso verhält es sich mit der durch Absorption im Glas entstehenden "Bremsstrahlung" (auch "Gamma") bei den üblichen Uranmengen (0,2 % bis 0,5 %) im Glas.

Norbert

DG0MG

Zitat von: Gissio am 28. Juni 2023, 22:09ich habe soeben Rad Pro 1.2.2 veröffentlicht, das auch mit GD32 Mikroprozessoren funktioniert: https://github.com/Gissio/radpro

Auf Github steht:
ZitatLog data to the built-in flash memory or live on a computer,

Von welchen maximalen Zeiträumen und Messabständen für das Logging unabhängig von einem PC reden wir da?
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DG0MG

Wir haben hier noch keine detaillierten Fotos der Platine, vielleicht kann das mal jemand einstellen.
Auf @Gissio s github-Seite ist aber eins: https://github.com/Gissio/radpro/blob/main/docs/install-fs2011.md

Ich meine, das Gerät hat keine gescheite Hochspannungsstabilisierung. Am Ausgang der Vervielfacherschaltung sieht man einen Widerstand (R3) und dann zwei fette (vmtl.) Z-Dioden nach GND (D1, D10). Sollen die wirklich die Hochspannung auf diese brutale Weise stabilisieren? Das ist der Stromaufnahme ja bestimmt nicht zuträglich.
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Radioquant98

Hhhhhmmmmmm, wenn schon ein Leistungstransistor im Wandler gebraucht wird ..........

Viele Grüße
Bernd

Dsl71

Sodale,

Er ist gekommen. Ein Wunderwerk der Technik. Sorgfältigst designed. Mit Liebe zusammengebaut (Ihr seht die rostigen Schrauben eh?).

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Die Software - ein Traum. Wie er einen zBsp mit lautem Biepen und blinkendem Display auf einen Dosisalarm aufmerksam macht, sucht seinesgleichen.

Nur wenn er da so aufgeregt ist, läßt er sich nicht mehr bedienen - zu hohe CPU Last?
Aber dazu kommt es eh schwer, da die kleine Geigerröhre HH614 wohlgeschützt hinter Gehäuseplastik sitzt damit ihr die Strahlung nicht so weh tut.

Also: 4 pol Header dran und sofort @Gissio unpackbar gute Verbesserung RadPro 1.3.0 geflasht. Was für ein Unterschied softwareseitig - Cudos.

 @Gissio Der Bosean FS-600 ist unterwegs von Banggood. Wenn du magst schick ich ihn Dir leihweise zum entwickeln wenn er da ist. Bitte PN. Aja würde gerne den Wave Generator anschliessen um die Grenz CPS Rate zu ermitteln, wo mach ich denn das am besten (Pin, evtl Röhre auslöten wegen HV ?)

 

Dsl71

Sodale, nachdem ich den Heisskleber entfernt habe (geht am besten mit Kältespray, dann geht er mit einem Flachschraubenzieher rückstandslos ab) mal "befreites" rummessen an Uranglasur:

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DG0MG

Zitat von: Dsl71 am 07. November 2023, 18:05Ein Wunderwerk der Technik.

Man muss ja sagen: Es ist auch der billigste GZ aktuell. Bei ebay finden sich Angebote aus DL für 40 EUR inkl. Porto. Irgendwie verstehe ich die Chinesen nicht. Die Hardware wird nicht riesenaufwendig, aber halbwegs funktional konstruiert. Das Gehäuse und Erscheinungsbild macht den letzten Platz im Designwettbewerb.  Aber stattdessen wenigstens die Software jemand machen zu lassen, der da noch bissl was rausreißt: Nee, da wird ein Praktikant in den Keller gesperrt und erst wieder rausgelassen, wenn das Ding wenigstens irgendwie auf Ticks reagiert.

Und dann kommt @Gissio und plötzlich kann man das Ding überhaupt benutzen.  :good2:

Einen Pluspunkt habe ich gegen über dem BOSEAN FS-600 sogar entdeckt: Der FS2011 kommt mit 2(!) AA-Batterien aus, also mit ~3 Volt (im Gegensatz zu 3 AAA-Zellen beim FS-600). Das bedeutet, er muss sogar noch einen Step-up-Wandler verbaut haben, um die 3,3 Volt zu erzeugen? Zumindest sieht man auf den Fotos eine zweite Induktivität.

Dafür hat er keine extra Knopfzelle für die weiterlaufende Uhr, vermutlich muss man die Uhr nach einem Batterietausch also neu stellen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Dsl71

Ja er erzeugt aus meinen Eneloops (akt. 2,6V) eine Spannung von 3,3V.

DG0MG

Merkt man irgendwie, wenn die Batterien bald leer sind?

Also ich meine in der Original-Firmware.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Dsl71

Ich hab die gsd nur 5 Minuten in Betrieb gehabt, also leider kann i ned helfen damit  ;D  Eine Strommessung werd ich bald nachliefern was er braucht. (Mit RadPro)

NoLi

Zitat von: Dsl71 am 07. November 2023, 18:05Sodale,

Er ist gekommen. Ein Wunderwerk der Technik. Sorgfältigst designed. Mit Liebe zusammengebaut (Ihr seht die rostigen Schrauben eh?).
...
Na ja, rostige Schrauben könnte man ja verschmerzen, wenn dat Dingens wenigstens seine originäre Aufgabe, die Dosisleistungsmessung, vernünftig absolvieren würde...aber nicht mal darauf kann man sich verlassen (siehe Beiträge #0, #2 und #12 in diesem Thread!).

Norbert