Atommuseum/Atomkeller Haigerloch.

Begonnen von NoLi, 04. Februar 2022, 21:40

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NoLi

Das Rätsel ist gelöst. Es handelt sich bei dem derzeit im Haigerlocher Atommuseum ausgestellten "Uran"-Würfel um eine nicht uranhaltige Kopie!

Gemäß Auskunft der LUBW befindet sich der Originalwürfel zur Zeit als Leihgabe in Berlin im Deutschen Historischen Museum in einer Zeitausstellung  "Roads Not Taken...es hätte auch anders kommen können"
https://www.dhm.de/ausstellungen/roads-not-taken-oder-es-haette-auch-anders-kommen-koennen/mehr-zum-thema-auf-dem-blog/
im Themenbereich "Der Wettlauf um die Atombombe"
https://www.dhm.de/blog/2023/02/28/der-wettlauf-um-die-atombombe/

Die Ausstellung wurde bis zum März 2026 verlängert. Danach kommt der Original-Würfel wieder nach Haigerloch zurück.

Norbert

DG0MG

Das hat schon ein G'schmäckle ..  :(
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 11. August 2025, 10:30Das hat schon ein G'schmäckle ..  :(
Die Ausleihe ist ja eine legale Sache...nur hätte ich als Atommuseumsverantwortlicher meine Besucher darauf hingewiesen. Immerhin ist ja noch der Würfelabschnitt als Original in Haigerloch vorhanden. Und da die LUBW und somit das Land Baden-Württemberg Eigentümer des ganzen Würfels ist, wird dieser auch wieder zurück kommen.

Norbert

DG0MG

Zitat von: NoLi am 11. August 2025, 11:30nur hätte ich als Atommuseumsverantwortlicher meine Besucher darauf hingewiesen.

Ja, genau. Auch ein leerer Platz in der Vitrine wäre ehrlicher gewesen, als eine schlechte Kopie reinzustellen und zu denken, dass das niemand merkt. Mindestens das Schild "Original-Würfel" hätte man wegnehmen müssen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Radiohörer

Zitat von: NoLi am 11. August 2025, 10:00Das Rätsel ist gelöst. Es handelt sich bei dem derzeit im Haigerlocher Atommuseum ausgestellten "Uran"-Würfel um eine nicht uranhaltige Kopie!
...was sag ich die ganze Zeit ;)
Ich würde mal behaupten 2/3 der Forumsmitglieder haben ein wie auch immer genaues Messgerät. Wenn man sich also etwas Zeit nimmt, einmal langsam um die Vitrine herum geht und die Anzeige beobachtet oder aufs "Tickern" hört, wirds klar!
Vielleicht nicht mit dem "gelben Schätzeisen", das Bionerd damals im Film etwas hektisch verwendet hat. Aber damals gabs in der Größe halt nix besseres!???
Witzig ist ja, dass es Simon https://www.youtube.com/watch?v=pfBM5_gAB8I (Einstellung bei YT 15.10.2024) nicht aufgefallen ist, da der Würfel da schon in der Ausstellung https://www.dhm.de/blog/2023/02/28/der-wettlauf-um-die-atombombe/ gewesen sein müsste ;D

Eise

Zitat von: NoLi am 11. August 2025, 10:00im Themenbereich "Der Wettlauf um die Atombombe"
https://www.dhm.de/blog/2023/02/28/der-wettlauf-um-die-atombombe/

Hmmm. Bemerkt der Historiker den Widerspruch nicht?

ZitatOb die von US-Präsident Harry Truman angeordneten Atombombenabwürfe tatsächlich notwendig waren, wird bis heute kontrovers von der Geschichtswissenschaft diskutiert, erschien die militärische Lage für das Japanische Kaiserreich im Sommer 1945 doch völlig aussichtslos.[4] De facto hatten Hiroshima und Nagasaki aber die Kapitulation Japans und damit das Ende des Zweiten Weltkriegs zur Folge.

De facto kann man nur sagen, dass Japan nach den Bombenabwürfe kapituliert hat.

Radiohörer

>>im Themenbereich "Der Wettlauf um die Atombombe"
...in dem Buch, das ich hier https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=37644 vorstellte, verneinen ein paar der Beteiligten, dass sie eine Bombe bauen wollten. Die Berechnungen waren wohl weit fortgeschritten und somit waren sich die Herren, lt. Buch, im Klaren, dass mit der verfügbaren Menge an Natur-Uran ohne Anreicherungs- oder Umwandlungsmöglichkeit (->93->94) kein Bombenbau möglich sein kann.

> Hmmm. Bemerkt der Historiker den Widerspruch nicht?
Wieso: er wird doch in dem Artikel als "lehrender Experte" vorgestellt.
Vielleicht hat er auch eine KI bemüht, um seine Erkenntnisse auf einer Seite zusammen fassen zu lassen. Da kann schon mal die eine oder andere Tatsache unscharf werden ;)

Da alle damals Beteiligten nicht mehr unter uns weilen, dürften sie manchen damaligen Beweggrund mit ins Grab genommen haben...

NoLi

Zitat von: Radiohörer am 11. August 2025, 12:35...
Ich würde mal behaupten 2/3 der Forumsmitglieder haben ein wie auch immer genaues Messgerät. Wenn man sich also etwas Zeit nimmt, einmal langsam um die Vitrine herum geht und die Anzeige beobachtet oder aufs "Tickern" hört, wirds klar!
Vielleicht nicht mit dem "gelben Schätzeisen", das Bionerd damals im Film etwas hektisch verwendet hat. Aber damals gabs in der Größe halt nix besseres!???
...
Dieses "gelbe Schätzeisen" ist auch nicht schlechter wie die meisten GM-Consumermessgeräte, vielleicht in mancher Hinsicht wie Bedienung, Messmöglichkeiten und Anzeigewert sogar besser und genauer, weil jedes Gerät vor Auslieferung einer bestimmten Prüfungsprozedur, bezogen auf einen Cs-137-Wert, unterzogen wird.
Es kommt, wie immer, auf einen sachgerechten Umgang mit Hintergrundwissen an...mal schnell hinhalten und ablesen, ist halt nicht alles.

Norbert

Lennart

Ich finde, Bionerd hat alles richtig gemacht. Sie hat das Gerät an die Rückseite der Vitrine gehalten, dort wo man so dicht wie möglich an die Strahlenquellen herankommt. Die Messwerte waren auch eindeutig, nämlich mehrere Mikrosievert pro Stunde.

In Simons Video sieht man keine derartigen Messwerte, weil einfach 2,4 kg Uran fehlen. Obwohl er fast an der gleichen Stelle misst.

Außerdem sieht man in dem Video nur, was sie gefilmt und nicht geschnitten hat. Meistens misst man erst gründlich ohne Kamera und filmt dies dann anschließend noch mal ab. Ich würde da gar nicht so viel hineininterpretieren...

miles_teg

Sorry fürs off-topic:
Zitat von: Eise am 11. August 2025, 13:54
ZitatOb die von US-Präsident Harry Truman angeordneten Atombombenabwürfe tatsächlich notwendig waren, wird bis heute kontrovers von der Geschichtswissenschaft diskutiert, erschien die militärische Lage für das Japanische Kaiserreich im Sommer 1945 doch völlig aussichtslos.[4] De facto hatten Hiroshima und Nagasaki aber die Kapitulation Japans und damit das Ende des Zweiten Weltkriegs zur Folge.

De facto kann man nur sagen, dass Japan nach den Bombenabwürfe kapituliert hat.
Die Frage nach der Notwendigkeit der beiden Abwürfe wird immer gern gestellt. Oft auch mit der unterschwelligen Implikation das es ja "böse Menschen" gewesen sein müssen, die dies befahlen und taten. Was dabei immer gerne vergessen wird: für die Eroberung der japanischen Hauptinseln wurden allein auf alliierter Seite mehrere Zehn bis Hunderttausend tote Soldaten erwartet, siehe Operation Downfall. Je nach Mobilisierung und Verteidigungsbereitschaft der Zivilbevölkerung wurden auf japanischer Seite Opfer im Millionenbereich erwarten...
Analog dazu die Situation 1944, nach der alliierten Landung in Frankreich. Auch da hatte das alliierte Oberkommando mit einem schnellen Kollaps der gegnerischen militärischen Kräfte gerechnet. Und dann ging der Krieg noch 10 Monate weiter.

NoLi

Hier ein älteres Buch über das Atommuseum, was vor gut 40 Jahren von der Stadtverwaltung Haigerloch herausgegeben und beim Museum angeboten wird:

https://fgut.wordpress.com/literatur/verlagerungen-und-kz-betriebe/atommuseum-haigerloch/

https://www.amazon.de/Museum-Haigerloch-Geschichte-deutscher-Atomforschung/dp/B00CJL6XDG

https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Atom-Museum-Haigerloch/id/A02GimYA01ZZH

Hierin wird ebenfalls, wie auch in anderen Publikationen, angegeben, dass eine selbsterhaltende Kettenreaktion des Versuchs B 8 eingetreten wäre, wenn man die 1,5-fache Menge Uranwürfel eingesetzt hätte...es haben dazu also rund 750 kg Uran -oder rund 312 Würfel- gefehlt.

Norbert

opengeiger.de

Ok, 664*1,5=996 . Also hat man mit rund 1000 Würfeln einen Schwerwasser-Reaktor Typ Heisenberg, der Kritikalität erreicht. In Haigerlocher Museum bekommt man eine schöne audio-visuelle Bauanleitung. Und das Ding ist alles andere als kompliziert. D.h. jeder der an diese Menge reinen Urans rankommt und sich einige 100 Liter schweres Wasser besorgen kann, ist eigentlich in der Lage ein nukleares Desaster zu erzeugen, richtig? Könnte also für einen halb-wahnsinnigen Oligarchen oder bescheuerten US-Milliardär durchaus machbar sein. Klingt jetzt nicht so beruhigend  :( . Ich hab jetzt nochmal bei Wikipedia den Oklo Artikel durchgelesen (https://de.wikipedia.org/wiki/Naturreaktor_Oklo). Damals hatte das Uran noch 3% U235, da hat offensichtlich schon normales Wasser als Moderator gereicht und das war dann so quasi ein On-Off Betrieb, weil das Wasser immer wieder verdampft ist. Das wäre beim Heisenberg Reaktor doch auch so gewesen, wie Noli erklärt hat.

Aber mal angenommen, Diebner es hatte in Ohrdruf bzw. Gottow wirklich doch noch geschafft, die 1000 notwendigen Würfel und die passende Menge schweres Wasser aus Norwegen zu besorgen, könnte das die Berichte der Zeitzeugen vom gleißenden Blitz mit gewaltiger Explosion erklären? Oder wäre das Uran dann eben nur "bissle" heiß geworden, bis halt das moderierende Wasser verdampft wäre, wie in Oklo, ganz ohne Wums? :boredom:

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am Heute um 09:01...
D.h. jeder der an diese Menge reinen Urans rankommt und sich einige 100 Liter schweres Wasser besorgen kann, ist eigentlich in der Lage ein nukleares Desaster zu erzeugen, richtig? Könnte also für einen halb-wahnsinnigen Oligarchen oder bescheuerten US-Milliardär durchaus machbar sein. Klingt jetzt nicht so beruhigend  :( .
...
Na ja, es fehlt halt noch der Neutronenreflektor aus hochreinem Graphit. Obwohl...dies gibt es doch in Bleistiften? Aber eine so große Menge Bleistifte  bestellen fällt vielleicht doch auf. ;D

Zitat von: opengeiger.de am Heute um 09:01...
Aber mal angenommen, Diebner es hatte in Ohrdruf bzw. Gottow wirklich doch noch geschafft, die 1000 notwendigen Würfel und die passende Menge schweres Wasser aus Norwegen zu besorgen, könnte das die Berichte der Zeitzeugen vom gleißenden Blitz mit gewaltiger Explosion erklären? Oder wäre das Uran dann eben nur "bissle" heiß geworden, bis halt das moderierende Wasser verdampft wäre, wie in Oklo, ganz ohne Wums? :boredom:
Uranmetall oxidiert sehr schnell an der Oberfläche (exotherme Reaktion?) und neigt auch zum brennen, da pyrophor. Je größer die Uranoberfläche ist, desto eher entzündet es sich von selbst (auch bei Uranspänen). Und mit Wasserbeteiligung entsteht dabei auch Wasserstoff  :bomb: . Ein Flämmchen durch Uranmetall im Wasserstoff-/Sauerstoffgemisch, und BUMM ...sehr stark beschleunigte Oxidation mit Licht- und Luftdruckerscheinung. Dies hat aber mit einer nuklearen Leistungsexkursion nichts zu tun!

Bei Erhitzung des Schwerwassers bis zum kochen wäre der negative Void-Effekt zum tragen gekommen. Dieser Dampfblasenkoeffizient hätte automatisch zu einer Unterbrechung der Kettenreaktion geführt, weil durch die Blasen zu wenig Neutronen moderiert worden wären, um die selbstständige Kettenreaktion aufrecht zu erhalten.
Beispielsweise beträgt bei einer thermischen Leistung von 100 kW der Neutronenfluß ca. 1,5 x 10E12 n cm-2 s-1.

Norbert