Stolln Jägersgrün

Begonnen von DG0MG, 19. Juli 2025, 20:12

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DG0MG

Einige Anhaltspunkte brachten mich dazu, nach einem "Stollen Jägersgrün" zu recherchieren. Viel findet man nicht darüber, es soll wohl ein etwa 2 km langer Erkundungsstollen auf Zinn sein, der bis unter die Pingen in Gottesberg führt. Nun, wo Zinn ist, kann Uran nicht weit sein, ich hab also bei einem Ausflug den RadiaCode-110 eingepackt. Da verschiedene Karten von einer Quelle oder Wasserlauf sprachen, ebenso den Quellwasser-Marinelli samt RadiaCode-101.

Jägersgrün ist ein Ortsteil von Muldenhammer im Vogtland.

Der Stollen sollte im Wald liegen, man kann bis zur Pension "Zur Försterei" fahren und dort parken.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Das Stollenmundloch liegt bei 50.4446981 12.4749101 am Rande der Pension. Man muss nicht durch deren Gelände gehen, ein Weg führt entlang der Halde außenherum.
Leider war das Stollenmundloch verschlossen und im Inneren waren Sandberge aufgeschüttet, vmtl. um eine Befahrung zu verhindern.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Etwas unterhalb der Pension gab es eine Quelle oder einen Bach:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Schon beim  Betreten des Auslaufbereiches vor dem Wasserspeier gab der RadiaCode in der Tasche Alarm, weil >0.3µSv/h. Das interpretierte ich dahingehend, dass das Wasser reichlich Radon enthalten müsse, dessen Zerfallsprodukte sich dort im Gras niederschlagen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen. Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Direkt am Wasserspeier >1µSv/h, was muss das für ein Wasser sein!? Das ist erheblich mehr, als an der nicht weit entfernten Thierbergquelle.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Das Wasser kommt hinter dem Wasserspeier eine steile Rinne heruntergestürzt. Diesen Hang habe ich erklommen. Oben kommt ein Rohr aus dem Boden, aus dem das Wasser sprudelt. mehr war erstmal nicht herauszubekommen, so dass ich zurück zum Auto bin und den Quellwasser-Marinelli geholt habe, um Wasser zu zapfen und zu messen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen. Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Leider war das Ergebnis dann ganz anders, als erwartet. Das Zapfen war gegen 14:40 Uhr, man sah eine leichte Erhöhung der Zählrate auf ~21cps aber kein Aufbauen von Zerfallsprodukten:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Bereits während der Heimfahrt SANK die Aktivität, nach etwa 2 Stunden war sie auf Umgebungslevel.
Im Wasser kann also kaum Radon gelöst sein. Aber wo kommt die Dosisleistung her?
Ob die Rinne und der Auslauf jetzt mit Erz-Brocken gebaut sind, die Pechblende enthalten, kann ich nicht sagen. Die müssten dann aber von woanders her Stammen, denn der Fußweg um die Halde war nicht im Geringsten auffällig.

Was ich jetzt gerade noch bei der Nachbereitung entdeckt habe:
Der Wasseraustritt war nicht die Quelle, sondern das Ende einer Verrohrung unter dem Gelände der Pension. Die eigentliche Quelle muss weiter oben sein. Ob dort aber die Messergebnisse wesentlich anders ausfallen werden, kann ich mir nicht vorstellen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL8BCN

Interessante Exkursion!
Danke für den Bericht :)

DG0JN

Na das ist doch mal ein prima Wandertip! In der Ecke von Jägersgrün war ich noch nicht.

Lennart

Zitat von: DG0MG am 19. Juli 2025, 20:12Ob die Rinne und der Auslauf jetzt mit Erz-Brocken gebaut sind, die Pechblende enthalten, kann ich nicht sagen. Die müssten dann aber von woanders her Stammen, denn der Fußweg um die Halde war nicht im Geringsten auffällig.

Bei den Steinen unter dem Wasserspeier könnte man das tatsächlich vermuten, komisch ist aber, dass die Dosisleistung am Rohr ähnlich hoch ist. Wenn das Wasser wirklich nicht der Übeltäter ist, müsste man auf den Steinen irgendwo höhere Werte finden.

Ich hab nächste Woche Urlaub, das ist doch ein interessantes Ausflugsziel  :)

DG0MG

Zitat von: Lennart am 20. Juli 2025, 22:43Ich hab nächste Woche Urlaub, das ist doch ein interessantes Ausflugsziel  :)

Ich hatte noch dieses Foto am Auslauf des Wasserspeiers gemacht:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Ich schage vor, Du nimmst mal eine Schere und ein Schäufelchen mit und vermisst ein Büschel Grashalme und etwas Sand aus dem Becken ein paar Meter abseits mit einem Pancake-ZR. Wenn es Radonzerfallsprodukte sind, dann sollte ja das Gras aktiv sein.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Lennart

Ich war jetzt mal vor Ort. Die Quelle ist wirklich interessant und wirft so manche Frage auf. Wie @DG0MG bereits vermutet hat, gehe auch ich davon aus, dass der Übeltäter tatsächlich das Wasser selbst ist. Egal wo man den Szintillationszähler mit dem Wasser in Kontakt bringt, geht der Alarm los und man misst Werte bis zu 2 µSv/h. Bei dem RadiaCode könnte man noch einen gewissen Einfluss von Betastrahlung vermuten, aber falsch gedacht, der RadEye PRD-S zeigt ähnliche Werte.

Zitat von: DG0MG am 22. Juli 2025, 08:06Ich schage vor, Du nimmst mal eine Schere und ein Schäufelchen mit und vermisst ein Büschel Grashalme und etwas Sand aus dem Becken ein paar Meter abseits mit einem Pancake-ZR. Wenn es Radonzerfallsprodukte sind, dann sollte ja das Gras aktiv sein.

Das habe ich gemacht, leider zeigte der RadiaScan 701A mit offenem Zählrohr keine Reaktion über dem Hintergrund. Ich habe das Gerät in ein größeres, zusammengeknülltes Grasbüschel gepresst - ohne Erfolg.

Als Vergleich HIER ein Kurzvideo, wo man Messwerte an Radonzerfallsprodukten sieht, die durch Lagerung von Uraninit entstanden sind. Die 1 - 1,5 µSv/h mit dem RadiaCode sind zu der Quelle Jägersgrün durchaus vergleichbar. Man sieht auch, wie das Pancake ZR normalerweise auf solche Kontaminationen reagiert. Nun schirmt das Wasser natürlich den Alpha-Anteil mehr oder weniger komplett ab, trotzdem sollte man doch zumindest die Beta-Komponente am Gras noch gut nachweisen können.


Wasser abgefüllt habe ich natürlich auch. Im Kofferraum habe ich dann den Mittelwert der Impulsrate mit dem PRD-S bestimmt. Anschließend den Mittelwert direkt an der Flasche.
Hintergrund: 29 CPS
Flasche: 35 CPS

Wirklich eindeutig ist dieses Ergebnis nicht!

Nach 3h Heimfahrt habe ich die Messung wiederholt. Es war keinerlei Erhöhung der Messwerte mehr festzustellen, die CPS an der Flasche entsprachen exakt dem Hintergrund.


Was mir auch nicht klar ist: woher kommen eigentlich diese Wassermassen? Die von @DG0MG gezeigte Karte zeigt den vermeintlichen Ursprung der Quelle. Dort habe ich mich hinbegeben und nur ein (nicht merklich radioaktives) Rinnsal vorgefunden. Fließgeschwindigkeit gerade so > 0 Liter pro Stunde  :)

Noch weiter südlich trifft man dann auf die Straße "Zur Försterei", wo zur Entwässerung Rohre verlaufen, die den Regen in eben jenes Rinnsal leiten. Dort hatte sich aber auch kein Wasser gesammelt.

Unter der Vegetationsdecke sieht man das kleine Rinnsal kaum:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Blick vom nicht eingezeichneten Waldweg auf das Rinnsal, aufgenommen ca. hier: 50°26'37.0"N 12°28'26.9"E

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Entwässerung, aufgenommen ca. hier: 50°26'31.5"N 12°28'36.2"E

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Hier entspringt das Rinnsal irgendwo, den exakten Ort habe ich nicht aufgesucht, da die Vegetation etwas zu dicht war:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Ein Kurzvideo werde ich noch nachreichen.

DG0MG

Zitat von: Lennart am 04. August 2025, 15:18Was mir auch nicht klar ist: woher kommen eigentlich diese Wassermassen?

Ah, okay - dann kommt das Wasser nicht von da weiter oben. Das ist auch eine Erkenntnis. Brauch ich nicht da hinaufkraxeln  :)  Hier ein Ausschnitt aus einer alten Karte 1:25.000 (Messtischblatt) mit Aktualisierungen von 1922 bis 1954:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Da ist das Gelände mit der Pension noch nicht existent, aber der Bach ist ebenso wie auf der späteren Karte eingezeichnet, hier allerdings noch durchgängig und ohne Verrohrung. Dann eben eine andere Theorie zur Herkunft des Wassers: Es kommt DOCH aus dem Stollen.
Vor dem Stollenmundloch war eine kleine Rinne, in der auch etwas Wasser lief, das hab ich aber in Anbetracht der erheblich größeren Menge, die am Wasserspeier lief nicht weiter für voll genommen. Vielleicht läuft ein großer Teil des Wassers im Stollen in ein Rohr, das dann am geschnitzten Holzkopf wieder zu Tage tritt.

In dieser Publikation des Oberbergamtes Sachsen wird er tatsächlich auch als "Wichtiger Wasserlösestollen" bezeichnet: https://www.bergbaufolgen.sachsen.de/download/2023_02_KarteWasserloesestolln.pdf (Nr. 3). Leider ist er in der weiteren Publikation mit Steckbriefen einzelner Wasserlösestollen des LfULG nicht enthalten.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Hab nochwas gefunden: https://www.bergbaufolgen.sachsen.de/download/GWK_Bergbaukulisse_Steckbrief_ZM-1-4-final.pdf

Eine Auflistung von Bergbaurevieren in Sachsen und deren Wasserableitungen. Hier wird der Stolln Jägersgrün als Ableitung für das Bergbaugebiet (BBG) Gottesberg geführt, mit Auffälligkeiten im Gehalt an Arsen, Kupfer und Uran.
In der Tabelle auf den Seiten 15/16 ist das mit Messwerten näher ausgeführt:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

5,3 µg/Liter - mir fehlt jetzt die Relation, aber da die Zahl rot markiert ist, ist das wohl ungewöhnlich hoch. Leider ist kein Radiumgehalt angegeben. Aber wenn Uran drin ist, wird wohl auch Radium drin sein.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Ralle

#8
Hallo,
möchte hier auch mal meinen Senf dazugeben.
Da war ich schon mal drin, entwässert Richtung Jägersgrün.
Damals war ich auf der Suche nach Quarzen und Zinnstein.
Laut Mineralienatlas gibt es dort auch U-Mineralien.
Die könnten die Ursache für das Radon sein
Viele Grüße
Ralle



DG0MG

Zitat von: Ralle am 04. August 2025, 19:51Da war ich schon mal drin,

Kurz nach dem Mundloch waren durch die Scheiben in der Tür im Stollen Sandhäufen zu sehen, die bis an die Firste reichten und eine mögliche Befahrung unmöglich erschienen ließen. Waren die bei Dir auch schon so oder ist das jüngeren Datums?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Lennart

Hier noch ein Kurzvideo von der Quelle:


Zum Glück erfüllt der PRD die IP65 Norm  ;D

Ralle

Wir sind damals von der Gottesberger Seite rein.