Bildvorstellung der Ortsdosimeter und anderer Geräte in der Fukushima Sperrzone

Begonnen von miles_teg, 09. April 2023, 15:16

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miles_teg

Ich habe die letzten Tage in Japan verbracht, hauptsächlich um endlich mal die Gegend um Fukushima zu sehen und erkunden. Das hatte ich eigentlich schon für 2020 geplant, aber wir wissen ja alle was da passiert ist.  ;D
Hier gäbe es jetzt sicher viel zu berichten, aber ich möchte mich auf die verschieden Messgeräte für die Ortdosisleistung beschränken die überall in der Zone stehen. Dabei kommen anscheinend NaI Dektoren zum Einsatz, zumindest impliziert das ein Exponat im Museum. Diese Messstationen findet man überall, sogar in der "roten Zone", also der Bereich der besonders stark mit 137Cs belastet ist und, bedingt durch seine Topologie (Hügel, Wald), wahrscheinlich nicht dekontaminiert wird. Fast immer hängt da ein Solarpanel dran. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen das das ausreicht, aber vielleicht dient das nur für die Übermittlung der Daten.


miles_teg

Auf der Mautautobahn durch die Präfektur Fukushima und den Strassen findet man zusätzlich noch größere Anzeigetafeln. Ob die auf der gleichen Hardware basieren ist mir aber nicht bekannt.

miles_teg

Und letztlich noch zwei Beispiele für persönliche Dosimetrie und Kontaminationskontrolle.
Das Dosimeter haben wir für die Tour des Kraftwerksgeländes alle bekommen.
Im Museum sieht man dann noch ein Gerät für die Kontaminationskontrolle. Ich kenne die Firma nicht, scheint aber eine Tochterfirma von Hitachi zu sein.
Zusätzlich wurde noch ein anderes Gerät von der gleichen Firma für die Demonstration der Wasserreinigung verwendet. Da aber auf dem Kraftwerksgelände keine Fotographie erlaubt war, gibt es nur ein 640x480 Pixelbild aus den Bildern die TEPCO gemacht hat.
Scheint ein TCS-171 zu sein, auch von Hitachi-Aloka.

miles_teg

Und hier noch die ODL auf der Beobachtungsplattform. Weiter hinten hatte es dann 100 µSv/h.

DL8BCN


miles_teg

Nein, ich hatte den RAYSID und den ATOM Fast dabei, sowie den RadEye B20 und den Graetz X50. Letzterer war aber nicht wirklich notwendig, denn ich habe keine hotspots mit hoher Dosisleistung gefunden. Im Gegensatz zu Chernobyl, wo es ja ein paar solcher Punkte gibt.
Das Problem: Auch Smartphones sind auf dem Gelände des Kraftwerks nicht erlaubt, daher kein mapping oder Spektrum.
Smartwatches sind OK, ich hätte also meinen ATOM Fast mit meiner Garmin Fenix koppeln können. Da habe ich aber in dem Moment leider nicht dran gedacht. Beim nächsten Mal werde ich versuchen die RAYSID App auf einer Android-Smartwatch zum Laufen zu bekommen, dann klappt es auch mit dem mapping. ;-)

Raddet

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 15:48Da aber auf dem Kraftwerksgelände keine Fotographie erlaubt war

Warum?

Ich habe schon lange den Verdacht, dass in Fukushima ein schmutziges Spiel gespielt wird und sie ständig ihren radioaktiven Dreck in die Weltmeere kippen. Aber alle schweigen darüber.

Tschernobyl ist schlimm. Fukushima ist gut. Überall wird mit zweierlei Maß gemessen. |-(

miles_teg

Zitat von: Raddet am 09. April 2023, 16:35Warum?
Gute Frage, habe ich auch gestellt. Die Antwort war sehr Japanisch: ausweichend und unbestimmt.

Zitat von: Raddet am 09. April 2023, 16:35Ich habe schon lange den Verdacht, dass in Fukushima ein schmutziges Spiel gespielt wird und sie ständig ihren radioaktiven Dreck in die Weltmeere kippen. Aber alle schweigen darüber.
Nun, das ist sowohl zutreffend als auch nicht zutreffend. Pro Tag fallen im Moment etwa 150 m3 kontaminiertes Wasser an. Mittels Ionenaustauschern und anderen Prozessen kann so ziemlich alles außer dem Tritium aus dem Wasser entfernt werden. Das Tritium-belastete Wasser wird dann verdünnt und ins Meer geleitet, die Grenze liegt bei, so glaube ich (müsste noch mal meine Aufzeichnung prüfen), 1500 Bq pro Liter, was deutlich unter den WHO Standards wäre.
Aber ja, wirkliche wissen tut man nichts. Und der Umgang mit der ganze Sache ist auch anders als in Chernobyl. "Dekontamination", also Abtragung der oben Bodenschicht passiert überall. Da entstehen unglaubliche Massen an kontaminierter Erde. So einen wirklichen Plan für diese Erde gibt es nicht, momentan ist die Idee eine Halbwertszeit zu warten und dann die kontaminierte Erde mit sauberer zu vermischen.  :unknw:
Und auch in den Gebieten in die die Menschen zurückkehren durften, kann man überall Caesium-137 detektieren. Sobald man die asphaltierten Strassen oder betonierte Areale verlässt, geht die Zählrate hoch.
Aber die japanische Regierung will Gras über die Sachen wachsen lassen und möglichst vielen Menschen die Rückkehr ermöglichen.

Zitat von: Raddet am 09. April 2023, 16:35Tschernobyl ist schlimm. Fukushima ist gut. Überall wird mit zweierlei Maß gemessen. |-(
Nun, ich denke objektiv ist das nicht ganz falsch. Chernobyl war ein offener Kern, der unglaubliche Massen an verschiedenen Spaltprodukten freigesetzt hat. Zum einen auch weil es billiger war einen Reaktor ohne ein Äquivalent zu den in westlichen Systemen verbauten containments zu konstruieren. Und diese sehr typische kommunistische/sozialistische Vorgehensweise ist m.E. auch schlimmer als ein Jahrhunderterdbeben mit einem 15 m hohen Tsunami.

DL8BCN

@miles_teg: Hast du deine persönliche Dosis gemessen, die du während deines Besuchs dort erhalten hast?

miles_teg

Zitat von: DL8BCN am 09. April 2023, 17:16@miles_teg: Hast du deine persönliche Dosis gemessen, die du während deines Besuchs dort erhalten hast?
Ja, mittels des ATOM Fast. Reset vor der Fahrt nach Fukushima. Totale Dosis war 69 µSv in 3 Tagen. Davon 20 µSv auf dem Kraftwerksgelände. Den größten Teil des Rests habe ich mir in der Gegend um Obori geholt, dort hat es selten weniger als 4 µSv/h.

Peter-1

Vor einigen Jahren bekam ich eine kleine Probe Sand und kleine Steinchen aus der Region. Schön dass auch der genaue Ort bekannt war. 37°33'32.0"N 140°45'02.8"E
Die Probe stammt von 2012 und zeigt ein sehr schönes Cs137 Spektrum. Die Probe ist zum Schutz in Acryl eingegossen und das direkt aufgelegte RC101 bringt es auf 0,250 µSv/h wobei der Hintergrund noch mit 0,15 µSv/h abgezogen werden muß. Also eine recht geringe Aktivität.
Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Gruß  Peter

miles_teg

Zitat von: Peter-1 am 09. April 2023, 18:19Vor einigen Jahren bekam ich eine kleine Probe Sand und kleine Steinchen aus der Region. Schön dass auch der genaue Ort bekannt war. 37°33'32.0"N 140°45'02.8"E
Die Probe stammt von 2012 und zeigt ein sehr schönes Cs137 Spektrum. Die Probe ist zum Schutz in Acryl eingegossen und das direkt aufgelegte RC101 bringt es auf 0,250 µSv/h wobei der Hintergrund noch mit 0,15 µSv/h abgezogen werden muß. Also eine recht geringe Aktivität.
Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Sehr schön, 137Cs Prüfstrahler lassen sich in Fukushima definitiv recht einfach finden. :-D
Aber zum einen sollte man von solchen Orten nichts entfernen und zum anderen hätte ich auch ein wenig Bammel am Flughafen gehabt...

Raddet

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07Pro Tag fallen im Moment etwa 150 m3 kontaminiertes Wasser an.

Ich erinnere mich, dass unmittelbar nach dem Unfall beschlossen wurde, die Reaktoren einfach mit Meerwasser in einem offenen Kreislauf zu kühlen. (Ich erinnere mich, dass die gesamte fortschrittliche Weltgemeinschaft zu diesem Thema einstimmig geschwiegen und einstimmig nichts bemerkt hat.) Ich bin mir ziemlich sicher, dass Reaktoren auch heute noch so gekühlt werden.

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07Aber ja, wirkliche wissen tut man nichts.

Genauso wie du. Andernfalls wäre es Ihnen gestattet, auf dem Gebiet der Station zu fotografieren. Und die Worte... Das sind nur Worte.

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07"Dekontamination", also Abtragung der oben Bodenschicht passiert überall.

Es ist nicht sehr klar -- warum. Alles ist längst im Grundwasser versickert. Und es wird sowieso nicht möglich sein, die gesamte infizierte Schicht zu "entfernen".

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07Und diese sehr typische kommunistische/sozialistische Vorgehensweise ist m.E. auch schlimmer als ein Jahrhunderterdbeben mit einem 15 m hohen Tsunami.

Ich habe diametral entgegengesetzte Ansichten zu diesem Thema. Ich habe lange im Sozialismus gelebt (den Kommunismus hat es nirgendwo auf der Erde gegeben) und ich habe lange im Kapitalismus gelebt. Und ich kann dies und das objektiv vergleichen. Aus meiner persönlichen Lebenserfahrung und nicht aus den Worten anderer.

Die Kosten für die Projekte im Sozialismus spielten keine Rolle. Die Kosten für Projekte sind nur im Kapitalismus von Bedeutung. Aufgrund des persönlichen merkantilen Interesses von Menschen, denen der Gewinn aus dem Projekt in die eigene Tasche fällt.

Flipflop

Wow, Japan, da möchte ich auch mal hin.

Hier noch was zur Wasseraufbereitung vom AKW Fukushima.

https://m.youtube.com/watch?v=tUOr-Ot_R-A

miles_teg

Zitat von: Raddet am 09. April 2023, 19:25
Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07Pro Tag fallen im Moment etwa 150 m3 kontaminiertes Wasser an.

Ich erinnere mich, dass unmittelbar nach dem Unfall beschlossen wurde, die Reaktoren einfach mit Meerwasser in einem offenen Kreislauf zu kühlen. (Ich erinnere mich, dass die gesamte fortschrittliche Weltgemeinschaft zu diesem Thema einstimmig geschwiegen und einstimmig nichts bemerkt hat.) Ich bin mir ziemlich sicher, dass Reaktoren auch heute noch so gekühlt werden.

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07Aber ja, wirkliche wissen tut man nichts.

Genauso wie du. Andernfalls wäre es Ihnen gestattet, auf dem Gebiet der Station zu fotografieren. Und die Worte... Das sind nur Worte.

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07"Dekontamination", also Abtragung der oben Bodenschicht passiert überall.

Es ist nicht sehr klar -- warum. Alles ist längst im Grundwasser versickert. Und es wird sowieso nicht möglich sein, die gesamte infizierte Schicht zu "entfernen".

Zitat von: miles_teg am 09. April 2023, 17:07Und diese sehr typische kommunistische/sozialistische Vorgehensweise ist m.E. auch schlimmer als ein Jahrhunderterdbeben mit einem 15 m hohen Tsunami.

Ich habe diametral entgegengesetzte Ansichten zu diesem Thema. Ich habe lange im Sozialismus gelebt (den Kommunismus hat es nirgendwo auf der Erde gegeben) und ich habe lange im Kapitalismus gelebt. Und ich kann dies und das objektiv vergleichen. Aus meiner persönlichen Lebenserfahrung und nicht aus den Worten anderer.

Die Kosten für die Projekte im Sozialismus spielten keine Rolle. Die Kosten für Projekte sind nur im Kapitalismus von Bedeutung. Aufgrund des persönlichen merkantilen Interesses von Menschen, denen der Gewinn aus dem Projekt in die eigene Tasche fällt.
This is moving far away from the original point of this thread. And quite frankly, I don't really understand why you are constantly attempting to politicize all kinds of topics. Well, I do have a hunch, but that doesn't matter, as I am not going to engage in it. 'Nuff said...